Agamemnon



Agamemnon, König von Mykene, durch den trojanischen Krieg berühmt, galt als Sohn des Atreus (des Herrschers des Hauses der Atriden) seine Mutter war Aërope, seine Geschwister Menelaus und Anaxibia. Als Agamemnon nach dem Tode seines Vaters Atreus König wurde, begann er die Völker ringsum für sich zu erobern. Über die übrigen selbständig gebliebenen Königreiche wurde er zum Oberkönig gemacht, dem sie Gefolgschaft im Krieg schuldeten.

Als Frau wollte Agamemnon Clythaemnestra, die Schwester der schönen Helena, die mit seinem Bruder Menelaus verheiratet war. Als er sie einmal bei einem königlichen Empfang sah, während sie mit ihrem kleinen Sohn auf dem Arm neben ihrem Mann saß, entriss er ihr das Kind, schlug es mit dem Schwert in zwei Teile und erstach dann ihren Mann. Die Frau selbst aber vergewaltigte er noch im Saal unter den Augen aller Anwesenden. Dann führte er die Frau, die ihn auf den Tod hasste, als Gemahlin an seinen Hof.

Der Bruder Agamemnons , Menelaus, Gemahl der wunderschönen Helena , erbat sich bald darauf seine Hilfe zur Wiedergewinnung der von Paris nach Troja Entführten. Agamemnons Macht und sein Gold brachten den Feldzug zustande, und bewirkten auch, dass man ihn zum Führer des ganzen Heeres wählte. An der Spitze von 1000 Schiffen verliess er seine Gattin Clytämnestra und seine drei Kinder Iphigenie, Elektra und Orest. - Als die Schiffe sich in Aulis versammelt hatten, sandte Diana, welche auf Agamemnon zornig war, weil er in ihrem heiligen Wald eine Hirschkuh erlegt und übermütige Reden gegen die Göttin geführt hatte, eine völlige Windstille und eine Pest über das Heer, und der Seher Calchas erklärte, Diana habe diese Strafe geschickt, weil Agamemnon gegen sie gefrevelt, und nur seiner Tochter Iphigenia Leben sei in der Lage, die zürnende Göttin zu versöhnen. Sofort ließ er zu, dass man seine Tochter unter dem Vorwand, sie mit Achilles zu vermählen, ins Lager holte; nun sollte sie geopfert werden, aber die Göttin selbst entzieht das Mädchen dem Opferbeil und führt Iphigenie durch die Lüfte nach Tauris.

Die Pest liess nach, frischer Wind erhob sich, das Heer segelte nach Troja. Im zehnten Jahre entspann sich ein Streit zwischen Achilles und Agamemnon. Letzterer hatte die Tochter des Chryses, eines Priesters des Apollo, geraubt. Apollo schickte eine Pest unter das Heer, und Agamemnon musste seinen Raub zurückgeben; dafür verlangte er die Briseïs, die Geliebte des Achilles, dem sie aus der Beute des Krieges als Ehrengeschenk zuteil geworden war - ja, er liess sie durch Herolde von ihm holen. - Hierüber erzürnt, zog Achilles sich vom Kampf zurück. Erst nachdem Hector Achills geliebtesten Freund Patroclus getötet hatte, ließ sich Achill durch Agamemnons Geschenke und durch die Rückgabe der Briseïs versöhnen, zog in den Kampf, erlegte den Hector und Troja fiel.

Die Beute wurde verteilt, und dem Agamemnon fiel Cassandra zu, mit welcher er glücklich in der Heimat anlangte. - Hier wartet ein brutales Ende auf ihn. Betrogen von der Gattin, wird er ein Raub des Todes, denn Aegisth, sein Nahen befürchtend, hat schon seit Jahren eine Wache im Hafen, damit sie ihn sogleich von der Ankunft des Völkerfürsten Agamemnon benachrichtige. Bei der Nachricht hiervon eilt Aegisth mit Clytämnestra dem Gefürchteten entgegen. Als er sich im Bad befindet, wirft Aegisthus ein Netz über ihn, Clytämnestra erschlägt ihn mit einer Axt . Clythmnestra und Aegisthus selbst aber werden dafür später - auf Betreiben seiner Schwester Elektra - von ihrem Sohn Orest bei einer Opferfeier mit dem Beil erschlagen.