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Erstes Römisches Triumvirat

Cäsar, Crassus, Pompeius

Auf dem Weg zur Diktatur

Rom im Jahre 60 v. Chr.: Auf dem Forum, auf den Plätzen und auf den Straßen der Stadt herrschen Anarchie und Chaos; das einstmals so stabile Gebälk der Republik ist morsch geworden – und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann und durch welche Person es zusammenstürzen wird.

Seit dem Auftreten der Brüder Tiberius und Gaius Gracchus, die als Volkstribunen eine umfassende Reform der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse forderten, hängen die Gespenster von Revolution und Ein-Mann-Diktatur drohend über der Republik. Zwei politische ‚Parteien’ stehen sich seit dem gewaltsamen Ende der Gracchen (132 und 121 v. Chr.) unversöhnlich gegenüber: auf der einen Seite die ‚Optimaten’, die Vertreter der alten römischen Oberschicht, die am Erhalt der traditionellen politischen Formen mit der Herrschaft der Nobilität interessiert sind. Ihnen gegenüber stehen die ‚Popularen’, deren Vertreter sich als Stimme der unterdrückten Volksmassen fühlen. 

Noch gilt die überlieferte Verfassung: Volkstribunen, Quästoren, Ädilen, Prätoren und Konsuln werden nach wie vor jährlich gewählt und kontrollieren sich gegenseitig. Doch diese politischen Formen haben sich überdauert, sie reichen nicht mehr aus, um ein Weltreich zu regieren. Vor allem die Konsuln sind den neuen Aufgaben nicht mehr gewachsen – ein Jahr Amtszeit reicht nicht aus, um die Übel an der Wurzel zu packen und dauerhaft zu beseitigen! Aber es darf wohl auch keiner an eine grundlegende Reform herangehen. Argwöhnisch beobachten sich Optimaten und Popularen gegenseitig und tun alles, um die Macht der anderen nicht zu groß werden zu lassen. Die politischen Sitten verrohen. In die Ämter der Republik werden nicht mehr die fähigsten Kandidaten gewählt, sondern jene, die dem Pöbel die tollsten Spiele oder das meiste Getreide schenken...

Diktatur und Rebellion 

Es ist eine paradoxe Situation. In einem Jahrhundert, in dem Rom außenpolitisch höchst erfolgreich ist und sein Herrschaftsgebiet im Norden (Gallien), im Osten (Asien) Sullaund im Südosten (Ägypten) erheblich ausweitet und das Mittelmeer von Gibraltar bis zum Nildelta fest im Griff hat, schlittert es im Innern mehrmals an den Rand des Untergangs – die römische Wölfin säugt nicht mehr ihre Jungen, sie frisst sie auf! So erkämpfen sich zwischen 91 und 88 v. Chr. die italienischen Bundesgenossen nach harten Auseinandersetzungen das volle römische Bürgerrecht. Kaum ist Rom dabei gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen, fallen die Popularen unter der Führung des Feldherrn Gaius Marius und die Optimaten unter Lucius Cornelius Sulla übereinander her. In Rom spielen sich schreckliche Szenen ab; Rache und Gegenrache führen zu einem entsetzlichen Blutbad. Sulla geht sogar so weit, „Proskriptionen“ zu veröffentlichen: alle Personen auf diesen Listen werden für vogelfrei erklärt. Wer sie tötet, erhält eine Belohnung, wer sie versteckt, muss ebenfalls mit dem Tod rechnen. Ihre Güter werden eingezogen und versteigert. Glaubt man den Quellen, wurden allein im ersten Halbjahr des Sulla’schen Regiments über 4700 Römer ermordet.
 
Schließlich lässt sich Sulla im Jahre 82 zum „Diktator  für die Neuordnung des Staates und der Gesetze“ ernennen. Damit übernimmt er die absolute Herrschaft und gibt der Republik eine neue Verfassung, die die Macht der Optimaten sichert: Der Einfluss der Volkstribunen wird beschnitten, die Aufgaben der Prätoren und Konsuln neu definiert und die militärische Befehlsgewalt von diesen Ämtern getrennt. Bei Amtsmissbrauch und Wahlbestechung drohen harte Strafen. Drei Jahre später sieht Sulla seine Aufgaben als erledigt an. Er legt die Diktatur freiwillig nieder – ein Schritt, den Cäsar so beurteilt: „Sulla war ein politischer Analphabet, als er die Diktatur niederlegte!“ Tatsächlich bleibt es an der Oberfläche in den folgenden Jahren auch ruhig. Aber der Zwist zwischen Optimaten und Popularen ist noch längst nicht gelöst – der „große Knall“ ist nur aufgeschoben.
 
In Rom wird der Gegensatz zwischen den armen Unterschichten und den vermögenden Aristokraten und Rittern immer größer. Fast die Hälfte der Stadtbevölkerung ist auf die Verteilung von Getreide angewiesen. Zweimal stürzt die Unfähigkeit zum Ausgleich die Republik in ernsthafte Krisen: zunächst von 73 bis 71, als sich die Sklaven unter der Führung des Spartakus erheben, das zweite Mal in den Jahren 63 und 62, als sich der verschuldete Optimat Catilina an die Spitze einer Verschwörung stellt. Beides Mal gelingt es der Senatspartei, die Revolution mit dem Schwert zu besiegen.

Das Schwert und der Geldbeutel

Der bedeutendste Mann in den Jahren nach Sullas Tod ist der Feldherr Gnäus Pompeius – ein erfolgreicher Soldat und Stratege. Im Jahre 106 in einer plebeischen Familie geboren, macht er mit gerade 23 Jahren durch einen spektakulären Coup auf sich aufmerksam: aus eigener Macht legt er sich ein Kommando zu, wirbt Soldaten an, stellt drei Legionen auf, zieht zu Sulla und unterstellt sich dessen Kommando; dann räumt er in Nordafrika innerhalb von 14 Tagen auf. Beim Triumphzug in Rom begrüßt Sulla Pompeius mit dem Beinamen „der Große“. Vier Jahre später entsendet ihn der Senat nach Spanien gegen den Marius-Anhänger Sertorius. Sechs Jahre braucht Pompeius, um in dem zermürbenden Guerillakrieg die Oberhand zu behalten.

Pompeius steht jetzt auf dem Höhepunkt seiner Macht. Im Triumph kehrt er nach Rom zurück und wird für das Jahr 70 zum Konsul gewählt.Pompeius Der Vorgang ist unerhört: der Plebeier Pompeius hat weder die vorgeschriebene Ämter- laufbahn durchlaufen, noch hat er mit seinen 35 Jahren das auf vierzig festgeschriebene Mindestalter! Aber man kommt in Rom nicht an ihm vorbei: Seine Soldaten stehen hinter ihm, beim Volk hat er sich durch das Versprechen, die alten Rechte des Volkstribunen wiederherzustellen, beliebt gemacht. Als Mitkonsul steht ihm Marcus Licinius Crassus zur Seite – der reichste Mann des römischen Reichs über- haupt: kurz vor seinem Tod beträgt sein Vermögen 170 Mio. Sesterzen, mehrere hundert Millionen Mark. Durch geschickte und geglückte Spekulation ist es ihm gelungen, ererbten Reichtum beharrlich zu vermehren. Gerissen ist er als Bankier, großzügig als Geldgeber; halb Rom ist bei ihm verschuldet, Bestechungsgelder stammen fast immer aus seiner Schatulle. Das Geld leiht er ohne Zinsen, allerdings mit dem Vorbehalt, die Höhe der späteren Rückforderung selber bestimmen zu dürfen. Und nun entwickelt Crassus auch politischen Ehrgeiz. Er will selber mitbestimmen und mitregieren! Doch die Ehe zwischen dem Schwert des Pompeius und dem Geld des Crassus währt nicht lange. Plutarch weiß zu berichten: „Sie waren in allen Dingen uneins. Im Senat hatte Crassus den größeren Einfluss, beim Volke Pompeius.“

Der Bund der Enttäuschten

Eifersüchtig wacht Crassus darüber, dass der Einfluss und die Macht des Jüngeren nicht überhand nehmen. Doch Pompeius reiht Erfolg an Erfolg. „Welcher Name war je berühmter auf Erden, wessen taten waren den seinen gleich“, rühmt Cicero den Feldherrn. Im Jahre 67 überträgt ihm der Senat wieder ein außerordentliches Kommando, diesmal mit Auftrag, gegen die Seepiraten vorzugehen. Pompeius fegt in 40 tagen das westliche, in nochmals 40 Tagen das östliche Mittelmeer sauber. In Rom regen sich derweil Neid, Eifersucht und Sorge in den Kreisen der Optimaten. Und der „neue Alexander“ ist noch lange nicht am Ende seiner Erfolgsleiter angekommen: 66 wird er Oberbefehlshaber über alle Provinzen und Streitkräfte, die im Osten im Krieg gegen Mithridates verwickelt sind. „Das hieß nichts anderes, als die ganze Macht der Römer einem einzigen Manne zu unterstellen“, kommentierte Plutarch später. Es ist eine paradoxe Situation: In dem Maße, in dem Pompeius im Osten den Einfluss und die Macht Roms vergrößert, in dem Maße sinkt sein Stern in der Stadt. Mit Unruhe sehen die konservativen Kräfte der Rückkehr des Feldherrn entgegen: Was würde passieren, wenn er mit seinen Truppen auf Rom marschieren und die Stadt einnehmen würde? Niemand könnte ihn daran hindern, niemand könnte sich ihm entgegenstellen! Alle Augen richten sich bange auf Brundisium, wo Pompeius mit seinen Streitkräften an Land geht. Und was tut er? Ganz wie es republikanische Tradition ist, entlässt er seine Truppen. An einem Umsturz ist ihm nicht gelegen, alles, was er will, ist der Beifall der Adligen und des Volkes. Und diesen bekommt er reichlich: im Jahre 61 bewegt sich der größte Triumphzug, den die Stadt je erlebt hat, durch die Straßen Roms...

Das ist jedoch nur der Schein: hinter dem Jubel der Massen verbirgt sich die Absicht der Optimaten, die Macht des Pompeius zu schmälern. Seit dem Erfolg Ciceros bei der Niederlage der Catilina - Verschwörung fühlen sie sich im Senat stark genug, sämtliche Forderungen des Poimpeius brüsk abzulehnen: keine Anerkennung seiner in Asien getroffenen Neueinteilung der Provinzen, kein Land für seine Veteranen!Pompeius Enttäuscht wendet sich Pompeius von seinen alten Freunden ab – und wird damit in die Hände von zwei anderen Männern getrieben, die sich ebenfalls von den Optimaten gedemütigt fühlen: Crassus und Gaius Julius Cäsar. So schließen sich diese drei Männer im Jahre 60 zum sogenannten Ersten Triumvirat zusammen. Hinter Crassus stehen seine Millionen, hinter Pompeius seine treu ergebenen Veteranen, hinter Cäsar sein politisches Geschick. Cäsar ist zu diesem Zeitpunkt das schwächste Glied des Dreibunds. 40 Jahre alt, hat er bislang mit legalen Mitteln Stufe um Stufe der Hierarchie erklommen und steht kurz vor dem Konsulat. Im Gegensatz zu seinen beiden Partnern befindet er sich damit aber auf dem sicheren Grund der Verfassung und weiß die Schalthebel der Macht zu bedienen. Und geschickt stellt er sich in den Dienst der beiden Mitverbündeten, verspricht er ihnen doch während seines Konsulats all jene Maßnahmen zu treffen, mit denen sie bislang im Senat abgeblitzt sind. Der Bund der Drei hat sich ein großes Ziel gesetzt: In Rom darf nichts geschehen, was dem Willen eines der Drei widerspricht. Das aber bedeutet nichts anderes als das Ende der alten Senatsherrschaft. Für Cäsar aber ist das Bündnis mit den beiden mächtigsten Männern des Staates der entscheidende Schritt auf dem Weg zur Macht: im Bündnis eingebettet, können die beiden gefährlichen Rivalen nichts gegen den Julier unternehmen. Außerdem haben sie den Höhepunkt ihres Lebens schon längst überschritten; Cäsar aber hat noch alles vor sich...


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